Donnerstag, 25. Februar 2016

Die Goldene Sonne, Prox' letzte Hoffnung, Prolog

Der Schneefall wird stärker im hohen Norden. Der Boden spaltet sich und gibt die Tiefe frei, die Berge bewegen sich und bedrohen die Stadt Prox, den letzten Außenposten zur Wache des Mars-Leuchtturm. Ein Turm, der einst im Einklang mit den anderen Elementen das Feuer in die Welt brachte, versteckt sich im Eis.
Die Gaia-Fälle am Ende der Welt verschlingen mehr und mehr Wassermassen, die Kontinente versinken im Meer, Tag für Tag brechen die Klippen oder verläuft sich der Strand in den Wellen, und es scheint man könne nur warten bis ganz Weyard die Wasserfälle hinab in die Tiefe stürzt.
Dieser Tag wird kommen und es scheint als könne es niemand verhindern, denn die Welt hat die Kraft der Alchemie, der vier Elemente : Erde, mit der Kraft der Venus, Wasser, mit der Kraft des Merkurs, Wind, mit der Kraft des Jupiters, und Feuer, mit der Kraft des Mars'; vergessen, seit die Leuchttürme nichtmehr strahlen und das Heiligtum von Sol am Aleph-Berg geschlossen wurde.
Die Heiligen in Prox erinnern sich an die Kraft des Mars-Leuchtturms. Sie erinnern sich auch an die Blütezeit der Alchemie und beschließen nicht auf den Untergang zu warten
Saturos soll derjenige sein, der die Hoffnung auf seinen Schultern trägt. Als stärkster Krieger im Dorf, Hagartio zwar körperlich unterlegen, aber durch List und Schläue trotzdem im Kampf ungeschlagen, gilt er als der Einzige diese Mission durchführen zu können.
Und so segelt er auf einem Schiff lemurianischer Bauart mit Gefährten, Priestern des Mars und Kriegern, zum Kontinent Angara, in dessen Herzen sich, beschützt von der Stadt Vale, der Aleph-Berg erhebt.
Dort ist das Heiligtum von Sol ihr Ziel.
In Angara angekommen reisen sie in friedlicher Idylle durch Wälder und über Steppen bis nach Vale.
In einer stürmischen Nacht wollen sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen und in das Heiligtum einbrechen. Das ganze Dorf verschließt sich in ihren Häusern, wo sie sich vor Wind und Regen in Sicherheit wiegen.
Niemand sieht Saturos und seine Gruppe durch die Stadt, am Gebetshaus vorbei, zum Berg hochschleichen. Keiner der Dorfbewohner sieht, wie sie das verbotene und verschlossene Heiligtum von Sol bewegen.
Doch der alte Weise sieht sie. Ein mythisches Geschöpf, ein schwebender Fels mit einem Auge, sieht sie.
Saturos hofft im Inneren des Heiligtums die Elementarsterne zu finden. Steine purer Elementarkraft, die die Kraft haben die Leuchttürme der Elemente wieder zu entzünden.
Die Gruppe löst die Rätsel der Juwelen, die sie in Monumente einsetzen müssen um Geheimtüren zu öffnen. Nichts hält sie auf und so stoßen sie immer weiter vor. Bis sie im Heiligtum von Sol einen Raum finden mit einem Mosaik eines Mondes am Boden, Luna.
"Saturos ? Wieso ist hier ein Mond ? Sollte wir im Inneren des Heiligtums von Sol nicht eine Sonne finden, die uns den Weg zu den Elementarsternen öffnet ?", fragt eine der Priesterinnen.
" Menardi, ich weiß es nicht.", antwortet er. "SUCHT WEITER !", befiehlt Saturos.
Sie finden nebenan einen Raum mit der Sonne, nur ist das nicht der Raum, der in den alten Schriften beschrieben war. Sie suchen weiter, gehen einen Gang hinab, eine Treppe hinauf, zu der Spitze des Berges. Eine Seite ist offen, gestützt von Säulen und die Aussicht aus diesem Raum hinaus ist unglaublich.
Einer der Priester stellt sich vorne zwischen die Säulen und ruft Saturos herbei.
"Aus dieser Richtung kamen wir. Hinter den Bergen liegt das Meer und der gefrorene Fluss und direkt dort Prox."
Er deutet in eine andere Himmelsrichtung, nach Nord-Osten. "Und dort liegt der Merkur-Leuchtturm, auch im ewigen Schnee."
Saturos schaut in die Richtungen, in die der Priester zeigt, beobachtet vorbei fliegende Vögel blickt bis ans Ende der Welt, wo die Gischt der Gaia-Fälle dichten Nebel bildet.
Währenddessen untersucht seine Gruppe den Raum, bemerkt wieder ein Abbild Sols und ein Abbild Lunas am Boden eines Wasserbeckens, das mit Wächterstatuen umstellt ist. Einer der Krieger, körperlich stark, bemerkt, dass bei dem Luna-Becken eine der Statuen nicht gleichmäßig zu den anderen steht und schiebt sie an einen angemessenen Platz.
Plötzlich zieht ein heftiger Wind durch den Raum, durch die Säulen kommend und Saturos ins Gesicht peitschend. Blitze schlagen von der Statue aus in das Wasserbecken und verändern einen Teil des Luna-Mosaiks. Man erkennt an dieser Stelle nun die Form und die Strahlen der Sonne. Parallel dazu verändert sich das Sol-Mosaik im anderen Wasserbecken, man erkennt nun einen Teil eines Mondes.
Saturos schaut sich das genau an. Die Priester sind ganz begeistert von der Macht, die in diesem Berg am Werk ist.
"Menardi ! Nox !", ruft Saturos die Priesterin und den verantwortlichen Krieger zu sich. "Schaut nach ob sich unten etwas verändert hat."
Die Beiden eilen die Treppe hinunter und den Gang zurück zum Kern des Heiligtums. Alles raucht, als hätten auch hier die Blitze eingeschlagen, und auch hier haben sich Mosaike verändert. Sie eilen euphorisch wieder nach oben zu Saturos.
Dieser ist begeistert von ihrem Bericht. "Schiebt alle Wächterstatuen an ihre Plätze zurück ! Sie sollen über Sol wachen."
Nachdem die Krieger die Statuen zurecht gerückt hatten, die Blitze einschlugen und der abflauende Wind der Sturmböen den Rauch aus dem Raum verbannt hatte, prangte im Luna-Becken nun das Symbol von Sol.
Die Gruppe macht sich freudig auf den Weg die Treppe hinunter. Saturos dreht sich noch einmal um, bevor er selbst dir Stufen hinabsteigt, und meint zwischen den Säulen hindurch einen Felsen nach oben schweben zu sehen. Kopfschüttelnd tut er es als Einbildung ab und trotzdem zieht ihm ein Schauer den Rücken hinunter als er sich von dem Fels beobachtet fühlt. Auch nur Einbildung !, denkt er sich.
Wieder im Kern des Heiligtums angekommen fällt ihnen auch hier sofort auf, dass sich die Mosaike am Boden geändert haben.
"Saturos ! Die Sonne scheint.", ruft einer der Priester.
Mitten in einem schwach beleuchteten Raum in einem Berg drinnen ist Saturos verwirrt von einem solchen Aufruf : "Was ?"
"Nein. Wirklich. Die Sonne scheint. Also hier. Auf dem Boden, das Mosaik, ein Strahl kommt daraus hervor."
Und kaum hat der Priester diesen Satz ausgesprochen beginnt der Raum, der ganze Berg zu beben.
"EIN ERDBEBEN"
"NEIN, wie dürfen hier jetzt nicht aufgeben !", ruft Saturos seinen Leuten zu. Menardi an seiner Seite schreit ebenfalls vergeblich gegen den Lärm der panischen Schreie der Gruppe und das Geräusch von bebendem Gestein an.
Saturos Gruppe flieht.
So schnell ihre Beine sie tragen rennen sie durch die vielen Räume des Heiligtums in Richtung des Ausgangs. Steine lösen sich von der Decke und prasseln neben und zwischen ihnen auf den Boden. Wer getroffen wurde, wird liegen gelassen.
Und so schaffen es nur einmal 2 Priester, Menardi und der Mann, der bemerkte, dass die Sonne scheint, und 3 Krieger, Saturos selbst und 2 andere, aus dem Berg hinaus. In ihrer Erleichterung, das Berginnere verlassen zu haben, überhören sie zwischen dem Regen und dem noch andauernden Sturm, dass das Beben der Felsen hier draußen noch lauter ist.
Von dem Berg hat sich eine Steinlawine gelöst und rauscht laut tosend den Berg runter. Der größte Felsen dieser Lawine erschlägt noch einmal einen Teil der Überlebenden, nur Saturos und Menardi bleiben unversehrt, und ihre Leichen werden von den kleineren Steinbrocken begraben, während der große Fels langsam den Berghang hinab auf Vale zurollt.

Als das Beben nichtnur den Berg, sondern auch das Dorf erschütterte, flüchten Dorfbewohner aus ihren Häusern zum Dorfplatz hinunter. Manche setzen sich hauptsächlich für die Evakuierung und die Sicherheit der Anderen ein, in der Hoffnung, alle vor dem anrollenden Felsen retten zu können.
Einige Adepten, die noch genügend Psynergie haben und nicht zu sehr vom Tag geschwächt sind, machen sich auf mit ihrer Psynergie den Felsen aufzuhalten, zumindest solange bis sie erschöpft sind, um dem Dorf mehr Zeit zu geben. 
In der Hektik der Evakuierung und inmitten des Sturms passiert es, dass eine der Brücke über den Fluss, der vom Aleph-Berg hinab durch das Dorf fließt, einstürzt und den Jungen Felix in die strömenden Wassermassen wirft. Er kann sich in der letzten Sekund eund mit letzter Kraft an einem der abgebrochenen Pfeiler fest halten. Schnell versuchen viele Helfer ihn wieder aus dem Wasser zu ziehen. Doch sie sind zu erschöpft und haben keine Psynergie mehr um ihm zu helfen, und man findte keine Seile, die lang genug wären ihm in der Mitte des Flusses zu helfen. Isaac und Garet werden losgeschickt auf dem Dorfplatz Hilfe zu suchen. Doch der Weg bis dorthin ist weit und obwohl sie Hilfe finden, kommen sie nichtmehr schnell genug zu Felix. Die Adepten, die den Felsen halten, sind verausgabt und die Kraft der Natur aus purem Gestein bahnt sich weiter seinen Weg. Er rollt den Hang hinab, über einen Wasserfall und versinkt mit Felix unter sich und einigen der Helfer in den Tiefen des Flusses. 
Für das Dorf ist der Schreck vorbei, sie waren am Dorfplatz in Sicherheit, doch für die verbliebenden Vorort an der Unglücksstelle ist es ein gewaltiger Schock. Einen Schock, den die Anderen erst noch erfahren, schließlich hat das ganze Dorf liebgewonnene Mitglieder verloren.
Issac ist ganz neben sich, musste er doch mit ansehen wie sein Vater, einer der Helfer und einer seiner besten Freunde, Felix, von dem Felsen in den Untergang gerissen wurden.
Nicht ansprechbar läuft er einfach von dem Ort des Unfalls fort, Garet an seiner Seite. Schweigend.

"Wir haben überlebt !", ruft Menardi freudig aus.
"Pscht !", fährt Saturos sie an. "Ja, wir haben überlebt, aber wie viele haben wir verloren ? Und was pasiert wohl mit uns, wenn uns die Dorfbewohner sehen und eins und eins zusammen zählen, wenn du weiter so rumschreist ?" flüstert er ihr zu. Aus der Gruppe von Priestern und Kriegern, die aus Prox aufbrach, sind nurnoch Saturos und Menardi übrig. Und ihr Ziel haben sie auch nicht erreicht, ein Disaster.
"Wir müssen noch einmal in das Heiligtum hinein", stellt sie fest.
"Wieder zu dem Punkt, an dem wir waren, und noch weiter hinein. Wenn wir nur wüssten, was im Heiligtum das Beben ausgelöst hat ? Das war nicht natürlich ! Hast du auch diese Psynergie [..] Pscht. Schritte !", murmelt er. 
Standen sie eben noch auf einer Erhöhung neben einem der Häuser schleichen sie jetzt um das Haus herum, direkt in Isaac und Garet hinein,
Die beiden Jungs, die noch unter Schock stehen, bemerken die beiden gar nicht, doch Saturos, erfüllt mit Angst entdeckt zu werden und voller Frust über den Fehlschlag der Mission, zieht sein glühendes Schwert und greift an. Noch bevor sich die Jungs wehren können oder auch nur ihre Hände an den Griffen ihrer Waffen haben können, schlägt Saturos schon zu und schleudert ihnen die Kraft seiner Mars-Psynergie, eine Wand aus purem Feuer, entgegen. Die Jungs gehen zu Boden, geschwächt und mit schweren Wunden.
"Saturos !", fährt Menardi auf, "Das sind noch Kinder."
"Kinder, die uns verraten könnten. [...] Komm, wir verstecken uns besser, wenn sich das Dorf jetzt wieder in ihre Häuser zurück zieht."
"Und wie gehen wir weiter vor ?"
"Wir müssen wohl unsere vorgehensweise ändern. Die Dorfbewohner wissen wahrscheinlich mehr über das Heiligtum als wir. Morgen kommen wir als unschuldige Reisende in die Stadt und erkundigen uns. Lebt hier nicht dieser Gelehrte der Alchemie ? Kraden ?"


Golden Sun Fanart

Donnerstag, 11. Februar 2016

Blitzschlagschild

Meine Name ist Donnael. Kein wirklich kreativer Name für einen Blitz und Gewitterengel.
Ich bin ein Schutzengel, aber kein guter Schutzengel. Manche Leute denken sie haben einen Schutzengel, wenn sie ein Zugunglück überleben. Aber das ist kein Glück, das ist auch nicht die schützende Hand Gottes, sondern nur vielleicht ein Schutzengel. Was in solchen Fällen viele Leute nicht wissen ist, dass es entweder pure Physik oder Willkür ist. Viele Leute denken es wäre Glück, dass ein psychischer labiler Bankräuber nicht auf sie geschossen hat, aber es war nur die Willkür dieses einen nicht auf sie zu schießen. Genauso wäre es auch kein Pech erschossen zu werden, da es einfach die Willkür dieses einen war auf sie zu schießen. Verstehst du was ich meine ?
So denkt ein Schutzengel. Also ich. Vielleicht denkt nicht jeder Schutzengel so, ich bin ja schließlich ein schlechter Schutzengel. Manche Schutzengel können tatsächlich beschützen, jaja du denkst an Schutzschilder oder Wunderheilungen. So funktionieren Schutzengel nicht, nichtmal die Guten.
Wenn ein Schutzengel verhindert, dass jemand zB erschossen wird, dann stirbt einfach jemand anderes. Ein Schutzengel kann keine Kugeln umlenken oder eine magische Barriere errichten, an der die Kugel abprallt, ein Schutzengel kann auch nicht präventiv verhindern, dass ein Mörder mordet. Ein Schutzengel kann die Willkür eines Menschen nur umlenken.
>>Aber Donnael, was heißt das genau ?
Ich bin froh, dass du fragst. Das heißt : Wenn du nicht stirbst, stirbt jemand anderes. Oder präziser : Die Willkür des Mörders sagt ihm nicht auf jemand anderen zu schießen, sondern auf dich. Und dann kommt der Schutzengel und ändert es zu : Die Willkür des Mörders sagt ihm auf jemand anderen zu schießen und nicht auf dich. In beiden Fällen mordet der Mörder. Aber du lebst.
>>Und du bist kein guter Schutzengel ?
Bin ich nicht. Wirst du mich fragen wieso nicht ?
>>Wieso bist du kein guter Schutzengel ?
Wieder eine so gute Frage, ich bin wirklich froh, dass du heute diese Fragen stellst.
Ich sagte dir bereits, dass gute Schutzengel Willkür, die gegen dich gerichtet ist, umlenken können. Dabei ist nicht zu vergessen, dass ein guter Schutzengel keine Willkür von sich aus gegen irgendwen richtet. Und das ist der Punkt warum ich kein guter Schutzengel bin. Ich richte Willkür gegen Leute. Und zwar mit voller Absicht.
>>Aber warum ?
Vielleicht weil ich selbst ein klein wenig irre bin. Psychisch labil, ich will ja klug klingen. Warum sonst sollte ich mir selbst Fragen stellen und mir selbst erklären, dass ich kein guter Schutzengel bin.
Bist du dann überhaupt ein richtiger Schutzengel ?
Natürlich, ich muss dich beschützen ? Gar kein Thema, dann wirst du auch nicht sterben. Bleiben wir doch bei dem Bankraubszenario des verrückten Mörders. Ich sitze im Scheidersitz auf meiner Wolke und pfeife fröhlich Beethovens Neunte, wippe mit dem Kopf im Takt und stricke einen schönen warmen Schal, während ich unten alles beobachte. Ich sehe den Bankräuber, sehe, dass er eine Schraube locker hat, was dazu führte, dass manche Türen in seinem Geist nicht richtig schließen und er jetzt nichtmehr alle Tassen im Schrank hat, sehe, dass er bewaffnet ist und, clever wie ich bin, erkenne ich auch, dass er bereit wäre zu morden. Ich lese die Willkür, die Waffe in seiner Hand potenziell gegen dich zu richten, wie spanische Vokabeln in einem Italienisch-Spanisch Wörterbuch. Sagte ich, dass ich ein Engel des Blitzes, des Donners und des Gewitters bin ? Ja, in der Tat, das sagte ich bereits. Und schon ist er vom Blitz getroffen und nichtmehr in der Lage dich zu töten. Du wurdes erfolgreich beschützt. Aber wurde mir das jemals gedankt ?
Nein, wurde es nicht, Herrgott nochmal !
Die Leuten reden dann immer nur von "tragischer Unfall". Wenn dann war es deren Glück. Von wegen Glück, es war die Willkür eines Engels, die sie rettete. Von mir aus stellen sie es sich als magisches Schild vor, vielleicht als den Blitzschlag, der es war. Aber nein, ein armer Mann starb, verdammt nochmal, er hätte gemordet, wo bleibt meine Anerkennung ?
Ich habe verhindert, dass ein Mann ein Mörder wird und es musste nichtmal ein Unbeteiligter sterben. man sollte es mir danken ! Ich bin der beste Schutzengel ! Hahahahaha!
>>Hahaha

Montag, 8. Februar 2016

Ouroboros - Der Traum hinein

Was anfängt wie ein normaler Tag, sollte für sie auch wie ein normaler Tag enden.
Das Gleiche gilt für die Nacht
Sie steht vor der Morgendämmerung auf und geht nach der Abenddämmerung wieder schlafen.
Normalerweise.
Am Tag träumt sie in der Sonne, in der Nacht träumt sie von der Sonne.
Wenn die Sonne aufgeht, dann sollte sie auch wieder unter gehen. Sie sollte dann schlafen gehen.
Und ihre Träume sollten sie nicht gefangen nehmen. Normalerweise.
Wenn sie in ein Labyrinth hineingeht, sollte sie auch wieder  hinausfinden.

Doch in ihrem Traum von der Sonne wird es Nacht. Und langsam, ganz langsam, friert sie im kalten Licht des Mondes. 
Doch es ist immernoch ihr Traum und wenn sie nicht von der Sonne träumen kann, so will sie trotzdem nicht von der Nacht träumen und flieht durch Wände und Barrieren immer tief in sich hinein.
Sie zittert im Schlaf, doch in ihrer Wahrnehmung ist ihr nichtmehr kalt. 
Da ist sie in einem runden Raum, der sich langsam zu drehen scheint, mit scheinbar glatten Wänden, mit einfarbiger Mosaikoberfläche. Dieser Raum kommt ihr ganz und gar nicht bekannt vor, wie sollte sie ihn auch erkennen können im schwachen glimmenden Licht. 
An den Wänden erkennt sie keine Muster, kein Bild im Mosaik, als sie an ihnen vorbei geht. Nur mit den Händen erkennt sie, dass die Wand nachgibt, wenn man dagegen drückt. 
Vielleicht findet sich ja ein Gang aus diesem Raum raus. Und als sie diesen Gang findet, wäre sie trotzdem fast daran vorbei gelaufen. Die Wände im selben unveränderten Muster und das schwache Licht legt ihr einen geisterhaften riesigen Schatten ihrer selbst in den Gang hinein.
"Komm herein !", hört sie es aus dem Gang heraus flüstern. Ihr Schatten ?
"Wir sind allein", ein reimender Schatten, eine wispernde Stimme, die sie zu locken scheint.
"Niemand sonst wird bei dir sein.
Vertraue dir", einduetig ihr Schatten. Also sie selbst. Oder nur ihre Stimme, aus diesem Gang, aus der Dunkelheit.
"Komm zu mir !", und das klang mehr wie ein Befehl. Geflüstert, aber in einem Tonfall, der keinen Widerspruch zu lässt.
'Na gut, ich bleibe nicht länger hier', der Gang wird schon besser sein, als der runde Raum.
'Na dann, Viel Glück', ein Gedanke, der ihr die Angst vor der Dunkelheit nehmen soll. Nicht umsonst träumt sie sonst von der Sonne.
"Der Gang führt nur zum Raum zurück", jetzt reimt ihr Schatten auch noch auf ihre Gedanken. Und was soll das heißen ?
"Hallo ? Ist da jemand ?", fragt sie mutig und laut in den Gang hinein, nachdem sie schon ihren ersten Schritt in diesen gesetzt hatte. Als nur ein Lachen als Antwort kommt, bleibt sie abrupt stehen.
"1", sie reißt sich zusammen und traut sich einen weiteren Schritt hinein.
"2", antwortet ihr die Dunkelheit. Ein kalter Schauer läuft ihr über den Rücken.
"3", ihre Stimme ist zittrig und schwach, sodass sie sich selbst fats nicht gehört hätte, hätte sie nicht eh gewusst, was sie sagen wollte. Und doch schafft sie einen weiteren Schritt in den Gang hinein.
Der Gang scheint sich auch zu bewegen, so wie sich der Raum gedreht hat. Es scheint als gleiten die Wände weg von dem Raum.
Schweigen wagt sie sich noch ein Stück tiefer. Und ihr fällt auf, wie das schwach glimmende Licht immer schwächer wird und die Stille, die im runden Raum noch fast erdrückend war, langsam dem Geräusch ihres Atmens weicht. Und dem Geräusch von Atmung, die nicht zu ihrem Rythmus passt. Und dem Geräusch von Schritten.
"Hallo ?", eine leise und zittrige Frage. Eine Antwort erwartet sie gar nicht, eine gereimte Antwort schon doppelt nicht.
Sie ist mittlerweile weit genug gegangen, an einen ort im Gang, an dem das Licht aus dem Raum nichtmehr stark genug ist einen Schatten vor ihr zu werfen.
So ist es jetzt zwar immernoch ihre Stimme, aber nichtmehr ihr Schatten, sondern nur die tiefe Dunkelheit die ihr zuflüstert.
"Wir sind allein.", sie weiß noch, wie die Reime darauf lauteten.
"Komm zu mir,
vertraue dir", und nun macht es auch Sinn ihr selbst zu vertrauen. Sie hat die ganze Zeit in sich selbst vertraut, als sie sich wagte Schritt für Schritt in den Gang hinein zu gehen, als sie sich traute ihre Stimme zu erheben. Doch war es nicht so gemeint, und das versteht sie jetzt.
Denn sie kann sich jetzt nichtmehr selbst vertrauen als sie ihren Augen kaum glauben kann, dass sie, also nicht sie selbst, aber ein Mädchen, das aussieht wie sie und ihre Stimme hat, aus der Dunkelheit auf sie zu läuft.
Daher das Geräusch der Schritte und daher die Atmung.
Und je näher ihr das Mädchen, sie selbst, kommt, umso stärker wird das beklemmende der Nacht.
Es ist ihr Schatten, der vor ihr steht, in diesem, sich bewegenden, Gang, der weg führt von dem runden, sich drehenden Raum.
Ganz neben sich, verständnislos und verängstigt, und ohne Kontrolle über das was sie sagt, als würde es ihr eingeflüstert werden, dringt ihr ein leises Wispers von den Lippen : 
"Wir sind allein."
Der Schatten steht lächelnd vor ihr. So freundlich, als müsste sie keine Angst haben.
"Vertraust du mir ?", fragt ihr Schattenbild, als es aufhört zu lächeln.